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Brainstorming

Bauch & Entscheidung – was Studien zeigen

Ich habe mich intensiv mit der Frage beschäftigt, woher unsere Entscheidungen wirklich kommen. Viele Menschen glauben, alles entstehe im Kopf – durch Logik, Daten und Fakten. Doch je tiefer ich mich in wissenschaftliche Literatur eingelesen habe, desto klarer wurde: Entscheidungen entstehen im Bauch, getragen von unseren Gefühlen. Genau das, was ich in meiner Arbeit mit Menschen erlebe, wird durch die Forschung bestätigt.


1. Gefühle als innerer Kompass – Antonio Damasio
Besonders geprägt hat mich die Arbeit von Antonio Damasio, Neurowissenschaftler an der University of Southern California. Mit seiner Somatic Marker Hypothesis beschreibt er Gefühle als innere Wegweiser. Menschen mit Schädigungen im präfrontalen Cortex konnten zwar logisch denken, aber keine klaren Entscheidungen mehr treffen (Damasio, 1994).
Das bedeutet: Ohne Gefühle fehlt uns die Richtung. Erst das Herzklopfen, das Ziehen im Bauch oder eine innere Spannung zeigen uns, was stimmt und was nicht. Genau diese Erfahrung mache ich täglich mit Menschen – wir finden Orientierung nicht im Kopf, sondern im Gefühl.


Quelle: Damasio, A. (1994). Descartes’ Error: Emotion, Reason, and the Human Brain. New York: Putnam.


2. Bauchgefühl = gespeichertes Erfahrungswissen
Auch die Studien von Antoine Bechara und seinem Team an der University of Iowa bestätigen das: Der Körper reagiert schon, bevor der Kopf versteht, dass eine Situation riskant ist. Teilnehmende hatten messbare körperliche Reaktionen – schwitzige Hände, veränderten Puls – noch bevor sie bewusst wussten, dass sie in Gefahr liefen (Bechara et al., 1997).


Für mich heißt das: Das Bauchgefühl ist kein Zufall, sondern gespeichertes Erfahrungswissen. Es ist ein Schatz, der blitzschnell abrufbar ist und uns schützt – wenn wir lernen, darauf zu hören.


Quelle: Bechara, A., Damasio, A. R., Tranel, D., & Damasio, H. (1997). Deciding advantageously before knowing the advantageous strategy. Science, 275(5304), 1293-1295.


3. Manager & Intuition – Gerd Gigerenzer
Besonders spannend finde ich auch den Blick in die Wirtschaft: Gerd Gigerenzer vom Max-Planck-Institut zeigt, dass erfolgreiche Führungskräfte in komplexen Situationen häufig auf ihre Intuition vertrauen.
Daten allein reichen nicht, wenn sie unsicher oder widersprüchlich sind. In diesen Momenten greifen Manager auf ihr Bauchgefühl zurück – nicht blind, sondern gestützt auf Erfahrung und Körperwissen (Gigerenzer, 2007).


Auch hier bestätigt sich: Gute Entscheidungen entstehen, wenn wir Daten und Gefühle ernst nehmen. Das gilt für Führungskräfte genauso wie für jeden Menschen im Alltag.


Quelle: Gigerenzer, G. (2007). Gut Feelings: The Intelligence of the Unconscious. New York: Viking Press.


4. Was das für uns alle bedeutet
Durch diese Auseinandersetzung mit der Forschung wurde mir klar: Vertrauen entsteht aus dem Fühlen, nicht aus dem Denken.

  • Viele große Entscheidungen werden im Bauch getroffen – und erst später rational begründet.

  • Gefühle schenken uns Orientierung, Mut und Sicherheit.

  • In einer Zeit des Wandels brauchen wir genau das: Menschen, die wieder auf ihr inneres Gefühl vertrauen.

Mit „Vorarlberg fühlt“ möchte ich diese Erkenntnisse sichtbar machen:
Gefühle sind kein Hindernis, sondern ein Fundament. Wer lernt, sie wahrzunehmen und zuzulassen, gewinnt Klarheit, Kraft und Verbundenheit – im Alltag, im Beruf, in der Politik, in Beziehungen.


Für mich ist es eine Bestätigung: Alles, was ich mit „Vorarlberg fühlt“ ins Land trage, wird durch die Wissenschaft gestützt. Fühlen ist nicht nur persönlich wichtig – es ist gesellschaftlich notwendig.

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